Die vierte Bitte des Vaterunsergebets verbindet uns mit ihnen und Christen auf der ganzen Welt. Wenn wir um „unser täglich Brot“ beten, erbitten wir von Gott alles, so Martin Luther, was zum täglichen Leben gehört: Neben Nahrung und Kleidung unter anderem gute Nachbarn, Frieden, gut Wetter und auch – ja auch Gesundheit! Wenn wir um „unser täglich Brot“ bitten, haben wir auch die im Blick, mit denen wir das Brot des Tages und das Brot des Lebens teilen. So sind wir unseren Nächsten nahe – gerade auch im Abstand! Gezwungen bei denen zu bleiben, die mit uns auf engstem Raum zusammen sind in Familie, Nachbarschaft oder Hausgemeinschaft werden Kontaktformen unterschiedlicher Art neu wichtig: Briefe schreiben, telefonieren, Mails und SMS versenden oder Grüße verteilen und vieles mehr. Alle, die in diesem Sinne heute „arm“ dran weil ohne Kontakte sind, warten auf unsere Zeichen der Zuwendung. Die Karwoche schenkt uns in diesem Jahr mehr Zeit zum Beten, zur Stille und Fürbitte, zu Lob und Anbetung, aber auch zu erfinderischer Kontaktaufnahme und empfindsamer Achtsamkeit. Weil beides zusammengehört: Unser zweckfreies, verschwenderisches Lob Gottes in den Glaubens-Räumen aller Zeiten und unsere notwendende helfende Liebe des Nächsten in den Lebens-Räumen unserer Welt. Beides gehört zusammen, untrennbar: Der Blick nach oben und der Blick nach links und rechts. So werden wir ganz Mensch, unter dem Zeichen unseres Glaubens: dem Kreuz. Gott schenke uns dazu offene Augen, offene Herzen, offene Lippen, und offene Hände.
Prädikant Ulrich Hirsch, Diakon i. R. Sachsenheim-Spielberg